Gartenboden

So trivial es klingen mag, aber leider gehört der Gartenboden in vielen Gärten zu den am meisten unbeachteten Objekten. Viele Böden werden nach Bauchgefühl gedüngt, gekalkt oder mit Pflanzenschutzmittel behandelt, ohne zu wissen, welche eigentlichen Auswirkungen zu erwarten sind. Dabei ist der Boden ein lebendes Ökosystem, bestehend aus Milliarden von Bakterien und Kleinstlebewesen, die den Boden lockern, Nährstoffe umwälzen und natürlich auch umwandeln. Gärtner, die die Prozesse im Boden verstehen und den Pfad Boden-Pflanze als Einheit betrachten, können sich viel häufiger über gesunde Pflanzen sowie ertragreiches Obst und Gemüse freuen.

Der Boden als Ökosystem

Bodenlebewesen

Schon beim Umgraben eines Gartenbodens lassen sich sehr viele Bodenlebewesen betrachten. Jeder Gärtner dürfte schon Bekanntschaft mit Regenwürmern, Tausendfüsslern oder Asseln gemacht haben. Ob man diese Lebensformen nun eklig findet oder nicht, sie alle sind wichtige Teile, die maßgeblich die Bodenqualität beeinflussen. Zu der Vielzahl an sichtbaren Insekten und Würmern gesellen sich unzählige Bakterien und Pilze.

Einige dieser Bakterien sorgen beispielsweise dafür, dass abgestorbenes organisches Material in ihre Einzelbestandteile zersetzt wird, wodurch dem Boden wiederum Nährstoffe zur Verfügung stehen und Schadstoffe, die im Boden gebunden sind herausgefiltert werden. Andere Bakterien hingegen gehen Symbiosen mit Wurzeln ein und sorgen beispielsweise für die Umwandlung von Luftstickstoff in pflanzenverfügbaren Stickstoff. Ein Beispiel für solche Symbiosen sind so genannte Leguminosen, zu denen z.B. Lupine, Erbsen, Klee oder Bohnen gehören. Diese Pflanzen werden häufig auch als so genannte Gründünger in der Landwirtschaft eingesetzt.

Neben Bakterien spielen Pilze eine sehr wichtige Rolle. Darunter sind nicht unbedingt die Fruchtkörper zu verstehen, die wir im Allgemeinen als Pilze betrachten. Vielmehr ist darunter ein komplexes Geflecht langer und sehr dünner Fasern (Hyphen) zu verstehen, die den Boden großflächig durchziehen. Pilze haben meist dieselben Funktionen wie Bakterien. Sie zersetzen organisches und abgestorbenes Material, sie können Lebensgemeinschaften mit Pflanzen eingehen und sie können natürlich auch Krankheiten verursachen. Eine der bekanntesten Symbiosen zwischen Pilze und Pflanze ist im Übrigen die Mykorrhiza. Die Fäden des Pilzgeflechts sind dabei mit den feinen Wurzeln vieler Pflanze verbunden und liefern dieser Nährstoffe und Wasser. Die Pflanzen hingegen versorgen die Pilze ebenfalls mit Nährstoffen. Man geht heute davon aus, dass mehr als 90 Prozent unser uns heute bekannten Landpflanzen eine solche Symbiose eingehen können.


Pflanzen als Teil des Ökosystems Boden

Wenn man den Boden als Ökosystem betrachten will, muss auch der Werdegang einer Pflanze unter die Lupe genommen werden. Eine Pflanze wächst durch ihre Wurzeln in den Boden hinein und entzieht diesem Nährstoffe und Wasser. Ist der Lebenszyklus einer Pflanze zu Ende, d.h. stirbt sie ab, bleibt das abgestorbene organische Material zunächst an Ort und Stelle, wird von Kleinlebewesen wie den Regenwürmern verdaut oder von Bakterien und Pilzen direkt zersetzt. Verdauen Regenwürmer diese Pflanzenreste so bleiben die Ausscheidungen der Regenwürmer als wertvoller und nährstoffreicher Humus im Boden. Wenn man einen solchen Kreislauf versteht, kann man als Gärtner viel intensiver und bewusster Pflanzen kultivieren, ohne dieses Ökosystem zu schaden.

Physikalische und chemische Eigenschaften des Bodens

Um einen Gartenboden als Ganzes zu verstehen, kommt man auch hier leider ohne Physik und Chemie nicht besonders weit. Aber sie sind wichtig, um entsprechende Maßnahmen im Garten einzuleiten. Ein Beispiel: Beim Anbau von Tomaten kalken viele Gärtner zu Beginn der Saison ihre Böden. Man hört ja überall - richtigerweise, dass Kalk wichtig für die Entwicklung dieser Gemüsepflanzen ist. Allerdings wissen nur wenige Gärtner etwas über den genauen pH-Wert ihres Bodens. In der Regel ist es so, dass durch die jährliche Kalkung ein Überschuss an Calcium entsteht, der den pH-Wert immer weiter steigen lässt. Tomaten wachsen übrigens optimal in Böden, die einen pH-Wert zwischen 5,6 und 7 aufweisen. Ist irgendwann zuviel Kalk im Boden, wird der Boden alkalisch und der pH-Wert liegt folglich über 7. Ab diesem Zeitpunkt hat der Gärtner ein Problem ohne es zu wissen.

Warum? Viele Hauptnährstoffe und Spurenmineralien werden von der Tomate optimal dann aufgenommen, wenn der pH-Wert im Boden unter 7 liegt. Ist der pH-Wert über 7 werden die Nährstoffe im Boden zunehmend festgesetzt und stehen der Pflanze nicht mehr zur Verfügung. Das heißt: Obwohl Nährstoffe im Boden sind, kann die Pflanze diese nicht mehr optimal verwerten. In solchen Fällen kommt es häufig vor, dass Gärtner dem Boden mehr Dünger zuführen, da die Pflanzen typische Symptome eines Nährstoffmangels aufweisen. Die Folge ist, dass die Tomaten krankheitsanfällig werden, Wurzelschäden entwickeln können oder auch deutlich an Geschmack bzw. Qualität verlieren können.

Das C/N Verhältnis

Unter dem C/N-Verhältnis versteht man das Verhältnis der Anteile von Kohlenstoff und Stickstoff im Boden. Dabei steht dem Boden in der Regel mehr Stickstoff zur Verfügung, wenn das C/N-Verhältnis klein ist. Dieser Parameter sagt viel über die Bodenfruchtbarkeit aus. Je enger das Verhältnis ist, umso fruchtbarer ist ein Boden. Schwarzerde, die in der Magdeburger Börde beispielsweise für einen hohen Ertrag sorgt, hat ein C/N-Verhältnis von etwa 10:1. Ein eher sandiger Boden, der nur über wenig Stickstoff verfügt, kann ein Verhältnis um die 30:1 haben, was auf einen nährstoffarmen und wenig fruchtbaren Boden schließen lässt.

Ein guter Gartenboden sollte also ein enges C/N-Verhältnis aufweisen. Dieses wird in der Regel umso enger, je höher die biologische Aktivität im Boden ist und umso mehr pflanzenverfügbare Nährstoffe vorhanden sind.


Die Kationenaustauschkapazität

Jetzt wird es etwas komplexer. Wer einen Boden und die Nährstoffversorgung der Pflanzen durch den Boden verstehen will, kommt an den etwas schwer verdaulichen Begriff Kationenaustauschkapazität nicht vorbei.


Was versteht man darunter? Nun, zunächst muss man wissen, dass es nicht einfach nur ausreicht, dass Nährstoffe im Boden sind. Für Pflanzen ist es entscheidend, dass Nährstoffe wie Kalium, Eisen oder Magnesium auch frei verfügbar sind. Damit eine Pflanze einen Nährstoff aufnehmen kann, muss dieser auch eine Verbindung mit der Pflanzenwurzel eingehen. Die Wurzel selbst kann diese Kationen nur dann aufnehmen, wenn sie selbst austauschbar sind. Das bedeutet, die Pflanzenwurzel gibt etwas an den Boden ab (Wasserstoffionen) und nimmt gleichzeitig etwas (ein Nährstoffmolekül) vom Boden auf. Diesen Austausch bezeichnet man schlichtweg als Kationenaustausch.

Je höher nun die Kapazität des Bodens ist, Kationen auszutauschen, umso mehr Nährstoffe können an die Pflanze abgegeben werden. Böden mit hohem Tonanteil binden die Kationen an die Tonminerale, so dass diese nur eine sehr geringe Kationenaustauschkapazität haben. Auch haben sehr saure Böden (pH-Wert unter 5) nur geringe effektive Austauschkapazitäten, da viele Kationenaustauscher bereits mit Wasserstoffionen belegt sind.

Eine sehr tonhaltige Erde kann man also mit Dünger versorgen wie man möchte, die Pflanzen kommen an die Nährstoffe nicht heran, weil die Tonminerale bereits alle Kationenaustauschplätze belegt haben. Für Gärtner heißt das, dass es nicht immer ein Mangel an Nährstoffen sein muss. Manchmal sind es einfach auch die äußeren Umstände (zu saurer Boden, zu kalkhaltiger Boden, zu tonhaltiger Boden), die dazu führen, dass Pflanzen verhungern.

Bodenarten und ihre Eigenschaften

Sandige Böden

Sandige Böden finden sich in vielen Regionen Deutschlands. Viele Böden in Brandenburg oder Mecklenburg Vorpommern zeichnen sich beispielsweise durch einen hohen Sandanteil aus. Für viele Gärtner sind sandige Böden nicht optimal, da sie meist besonderer Pflege bedürfen, damit eine erfolgreiche Kultivierung gelingen kann.

Je sandiger nämlich ein Boden ist, umso mehr Wasser und Nährsalze werden ausgewaschen. Das liegt unter anderem daran, dass die Erde nur geringfügige Anteile an Humusanteilen hat, an die sich die Nährstoffe anhaften können. Der Bedarf an Düngern und Wasser steigt also an, je sandiger ein Boden ist.

Mit einigen Zuschlagstoffen wie Bentonit oder auch einer kontinuierlichen Zuführung von Kompost, lässt sich das Sandverhältnis nach und nach verringern.

Lehmige Böden

Gegenüber sandigen Böden zeichnen sich lehmige Böden durch einen hohen Feinkornanteil im Boden aus. Die vorherrschenden Bestandteile (oder besser gesagt Korngrößen) sind Schluff und Ton. Je höher der Tonanteil ist, umso geringer ist ein Boden durchlüftet und umso kompakter ist er. Das kann dazu führen, dass Wasser und Nährsalze nur schwer beweglich sind. Für die Pflanzen sind solche Situationen meist nicht optimal, da ihre Wurzeln so nur schwer an Nährstoffe herankommen. Außerdem besteht die Gefahr von Staunässe, die viele Pflanzen nicht vertragen.

Liegt ein sehr tonhaltiger Boden vor, so kann dieser durch die Beimengung von Sand, Bims oder anderen Zuschlagstoffen aufgelockert werden. Dadurch wird die Fähigkeit des Bodens Wasser und Nährstoffe zu leiten verbessert und die Pufferung optimiert.